AUSSTELLUNG IM KUNSTWERKRAUM UNTERMIEMING 2024Text von Mag.a Ruth Haas zur Ausstellung

Wir Menschen erlernen die Realität um uns, zuerst durch die Wahrnehmung unserer Sinne.
Wir sehen, vor wir sprechen. Wir sind Augenwesen! Wir können unsere Umwelt mit Worten beschreiben, aber nur durch das Sehen als Wirklichkeit erfahren.

Die Aufgabe der Kunst ist in einem nächsten Schritt, die Veränderung und Transformierung dieser Wirklichkeit. Kunst entwickelt alternative Vorstellungen von Realität – sie durchbricht Wahrnehmungsmuster – und damit Denkmuster – und damit Handlungsmuster.
Kunstwerke werden, so Leonardo da Vinci, nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Kopf gemalt.
Denn in Wahrheit produziert die Kunst keine Bilder, schon gar keine Abbilder – sie produziert Ideen, Haltungen und Perspektiven.

Die Prämisse da Vincis findet ihren Höhepunkt in der Kunstauffassung eines Josef Beuys, der Kunst als eine schöpferische Kraft sieht, welche im eigenen Denken begründet liegt. Jeder Mensch ist ein Künstler, jeder kann kreativ sein und jeder ist ein Mitgestalter am sozialen Ganzen. Beuys fordert die Kreativität und aktive Teilnahme aller Menschen, um die soziale Gemeinschaft zu transformieren und laufend zu verbessern. Darin sieht er den Sinn von Kunst.

Mein 17-jähriger Sohn brachte kürzlich beim Abendessen die Rede auf die Verfilmung des Romans „Der Club der toten Dichter“. Ende der 1980er Jahre gedreht, hat sie nichts an Bedeutung verloren und fasziniert unverändert. Mr. Keating, Lehrer und Hauptprotagonist, fordert seine Schüler zu selbständigem Handeln heraus, zu freiem Denken, dazu, die Welt immer wieder aus neuen Blickwinkeln zu betrachten.
Sie sollen sich mehr zutrauen, ausloten, wo ihre Möglichkeiten liegen – und ihre Chancen nützen. Er will seinen Schülern nicht nur die Welt der Poesie und der schönen Dinge des Lebens nahebringen; er macht ihnen klar, dass Kunst und Poesie der Schlüssel sind, um herauszufinden, was in jedem von uns steckt, wozu jeder von uns fähig ist, worin der Sinn des Lebens besteht.

Er zitiert den amerikanischen Dichter Walt Whitman: ,,Die immer wiederkehrenden Fragen: Wozu bin ich da? Wozu nützt dieses Leben?“ Und die Antwort ist: ,,Damit du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht. Damit das Spiel des Lebens weiter besteht und du deinen Vers dazu beitragen kannst.“

Das ist, was die Kunst für uns tut.

Vier Künstlerinnen und Künstler, Mitglieder aus dem ehemaligen Vorstand des Vereins Kunst-Werk-Raum Mesnerhaus, zeigen hier und heute in einer gemeinsamen Ausstellung ihre Verse, ihren Beitrag an dem sozialen Ganzen, ihre ganz verschiedenen, mitunter durchaus kontroversiellen künstlerischen Positionen, die jedoch auf eine ganz eigentümliche Art und Weise miteinander harmonieren.
Nichts und niemand steht hier in Konkurrenz zum anderen. Ganz im Gegenteil entsteht im Miteinander und Zueinander der verschiedenen Positionen eine eigene Stimmung, das, was wir Aura nennen, jene Ferne, so nahe sie sein mag, wie Walter Benjamin das beschrieb, die verloren ging, als das Kunstwerk im Medienbetrieb seiner Besonderheit und seines Ortes beraubt wurde. Im direkten Zwiegespräch der Werke untereinander und mit uns als Betrachterinnen kann sie jedoch zurückkommen. Darum wissen diese Vier sehr genau und darauf vertrauen sie.

Das künstlerische Arbeiten von Ursula und Dietmar Tiefengraber ist immer zutiefst politisch und das mit allen Mitteln. Unter dem Label „Atelier Tiefengraber“ mixen bzw. crossen sie alles, was ihnen unter die Finger kommt und ihren Themen dient: Text, Malerei, Skulpturen, Collagen, Installation, Happening, Aktionen, Fundstücke, Alltagsgegenstände – und immer beziehen sie uns – ihr Publikum – in ihre Konzepte mit ein, führen uns mitunter als Profiteure von Verbrechen gegen die Menschheit vor, treten mit Phantasie in den Ring im Kampf gegen die Teilnahmslosigkeit, werben für eine Gesellschaft, die von mutigem Engagement, Mitgefühl und der unerschütterlichen Verteidigung der Menschenrechte geprägt ist.
In ihrer aktuellen Rauminstallation thematisieren sie ohne Umschweife und mit unverhohlener Drastik die neuerliche Bedrohung unserer Gesellschaft durch Faschismus und Rechtsradikalismus. Vielleicht gehen sie sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter, wenn sie drei deutsche Junghans-Küchenuhren fragen lassen: Wisst ihr wirklich genau, wie spät es ist?
Ist es tatsächlich erst 19.30? Ist es vielleicht schon 23 Uhr 55? Oder schon fünf nach zwölf?

,,Die gegenwärtige, politische und gesellschaftliche Entwicklung macht nachdenklich. Unsere Arbeit zeigt einen unvollendeten Versuch die Vergangenheit zu verdecken – aber sie holt uns immer wieder ein…“, so Ursula und Dietmar Tiefengraber zu ihrer Arbeit.

Haben wir schon wieder vergessen, wozu unsere Großeltern und Urgroßeltern fähig waren? Annullieren wir gegenwärtig die Lehren, die wir aus dem Holocaust gezogen haben, durch die Wiederholung politischer Teilnahmslosigkeit, Flüchtlingsabwehr und Feigheit? Übersehen wir, dass wir aus der Geschichte nicht nur lernen, sondern auch handeln müssen? Nicht damit wir uns als die besseren Menschen fühlen, sondern um darauf zu achten, dass wir nicht ähnliche Schand-Taten vollbringen.

Eine andere Assoziation zu den sehr provisorisch mit weißer Farbe übertünchten Filmstills aus den Dokumentarfilmen Hugo Portischs über das NS-Regime, ist die zu Bertolt Brechts „Lied vom Anstreicher Hitler“ – es entstand 1933 mit Musik von Hans Eisler:

Der Anstreicher Hitler
Sagt liebe Leute lasst mich ran
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche Und strich das deutsche Haus neu an.

Der Reichskanzler Hitler
Hat außer Farbe nichts studiert Und als man ihn eben ranließ
Hat er ganz Deutschland angeschmiert.

Und wer, fragt uns die Installation, wer sind die Anstreicher von heute, die das deutsche – und nicht nur das deutsche – Haus anzuschmieren planen?

Auf diese schwere Kost hin sind die Arbeiten von Hannes Metnitzer von fast therapeuthischer Qualität. Die auf hohen schwarzen Stelen platzierten, einheitlich lackierten oder mit weißem Epoxyharz überzogen Skulpturen schaffen Ruhe. Die auffallende Monochromie ist nicht dem Schnee der langen Wintermonate wie etwa bei Not Vital geschuldet, sondern nennt sich Papyrusweiß. Die Form der hochaufgeschossenen Stelen und die zerklüfteten, parataktischen Formen haben aber durchaus etwas – so Hannes Metznitzer – mit dem zu tun, was er tagtäglich von seiner Haustüre aus sieht, dem zerklüfteten Panorama der Felsen und Berge, mit dem Raum in dem er lebt – allerdings niemals als gegenständlichem Phänomen, sondern als etwas, das wir mit allen unseren Sinnen wahrnehmen, von den Augen über die Ohren und die Nase bis zum größten Organ, der Haut. Nicht ohne Grund spricht man vom Raum als dritter Haut, die die Sinneswahrnehmung und unsere körperlichen Erfahrungen prägt.
Wie ein abstrakter Maler seine Farben verwendet, verwendet Metnitzer seine Ausgangsmaterialen und Profile, um Raum, Fläche, Volumen und Linie in vielfältigster Weise miteinander spielen und interagieren zu lassen – untereinander, aber nicht zuletzt auch mit der Betrachterin oder dem Betrachter, den sie zu einer bald meditativen, bald akrobatischen Wanderung von Fläche zu Fläche, von Skulptur zu Skulptur, von zweidimensionaler zu dreidimensionaler Form einladen.

,,Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass Linien nichts darstellen müssen, dass Linien nicht Formen beschreiben, dass keine strukturelle Beziehung zwischen ihnen bestehen muss. Sie müssen nicht auf Emotionen und Reaktionen gründen – entscheidend ist das Vergnügen an den Unterschieden zwischen den einzelnen Linien und den sich daraus entwickelnden Formen … und das finde ich reizvoll und spannend.“(H.M.)

Barbara Votik, gelernte Meisterin in sämtlichen Glasangelegenheiten, stellt das Experimentieren mit dem Material Glas in ihren künstlerischen Fokus.
Unkonventionell und beinahe aufmüpfig experimentiert sie genau in dem Grenzbereich, wo Glas materialtheoretische brechen müsste -das ist der Reiz ihres künstlerischen Tuns. Alte Techniken werden von ihr neu gedacht. Die virtuose Beherrschung des Handwerks und ihre wissenschaftliche Neugier verschmelzen im wahrsten Sinne des Wortes zu purer Poesie. Was in Lehrbüchern als unmöglich beschrieben wird, nämlich, Glassorten unterschiedlicher Ausdehnung zu verschmelzen, gelingt Barbara Votik nach zahlreichen Experimenten eben doch. Und durch diese Verschmelzungen entstehen Materialspannungen, die sie in Würfeln und Waben durch Polarisationsfilter sichtbar macht – die Brüche, durch die das Licht kommt- so wie es im Text zu Leonard Cohens legendärem Song „Anthem“ heißt:
,,There is a crack in everything/That’s how the light gets in“.

Doppelbrechend sind auch die gefalteten Folien, die sie ebenfalls in einer Wabenform gelagert als eine Sammlung von Versuchen präsentiert. Und Sammlung heißt ja auch: zu sich kommen, sich auf etwas konzentrieren, sein Inneres in einen Zustand des Gleichgewichts bringen. Dieser etymologische Zusammenhang ist heute, in Zeiten immer weiter beschleunigter Besitzanhäufung aus dem Blick geraten, trifft aber auf Barbara Votik mehr als zu.

Die Farben, die Konzentration, die Tiefe ihrer Arbeiten haben bei aller Könnerschaft, Wissenschaftlichkeit und experimentellen Konsequenz etwas vom leichten

Flügelschlag eines Schmetterlings, vom zarten Klirren der Glaskugeln in ihrem Garten, wenn sie sich leicht im Wind bewegen – verspielt und freudvoll zeugen sie von jener Schönheit und Poesie, die den Lehrer Keating in seinem Club der toten Dichter vor Leidenschaft auf den Tisch springen lässt.
Und gleichzeitig wird mir schmerzhaft bewusst, dass wir mit Siebenmeilenstiefel, so der Titel einer Collage der großartigen Hannah Höch aufs dem Jahr 1933 – zurückeilen müssen in die tiefengrabscher Rauminstallation und dem Übertünchen Einhalt gebieten müssen, dem -Augen-Verschließen, dem Ignorieren – und mit aller Kraft, die uns zur Verfügung steht, den Artikel 3 der UN-Menschenrechtscharta verteidigen müssen, der besagt, dass jeder Mensch, unabhängig von Religion, Geschlecht oder Hautfarbe, das gleiche Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit hat. Wir müssen als gemeinsames, soziales Ganzes – als Union der Humanität­ retten, was noch zu retten ist!

WER GLAUBT ZU WISSEN II – Galerie der Bezirksgemeinschaft Überetsch – Unterland in Neumarkt – Südtirol 2020 www.bzgcc.bz.it

Das Kunstforum Unterland zeigt Ursula & Dietmar Tiefengraber – Kränkungen,  Demütigungen und die Hilfe des Christusvogels

Selten genug haben wir es heute in Ausstellungen mit politischer bzw. gesellschaftskritischer Kunst zu tun. So bietet das Kunstforum Unterland nun Gelegenheit, sich mit dem Werk des Künstlerehepaars  Ursula und Dietmar Tiefengraber auseinanderzusetzen, die ein eindrucksvolles und facettenreiches Bild zur Aussage präsentieren „Wer glaubt zu wissen Part II“. Sie leben und arbeiten seit 1993 als freischaffende Künstler  im gemeinsamen Atelier in Wildermieming/Tirol. Das  persönliche Schicksal, nämlich die Umsiedlung als Optanten nach Innsbruck, die Jugend  als Optantenkinder in einer dortigen Siedlung und die Kränkung, weil ausgegrenzt, werden in einer installativen Arbeit mit Schwarz-und Braunhemden gezeigt. Daneben hängen zwei Pässe, durchloch, entwertet. Auch zwei Vogelnester als Metapher für die verlorene Heimat. Vieles ist in der Schau metaphorisch, doch immer so, dass der Besucher die Gedanken der Künstler nachvollziehen kann.  So betritt man die Räume über Fotos, welche das Ehepaar gebückt mit dem Rücken zu uns zeigt. Wir betreten, oder treten die Menschen, sie sind der  Boden unter unseren Füßen. Was ist der Mensch? Ein Objekt?  Vielleicht. Auch ein Kalender mit abgerissenen Kalenderblättern deutet darauf hin. Sie finden in einem Papierkorb Platz: Der Mensch als Müll im Universum, als Nichts in der langen Geschichte. Papier zum Entsorgen. Er kann auch ausradiert werden, wie eine Schachfigur verschwindet er von der Oberfläche. Die beiden Künstler arbeiten sehr konzeptuell, die große Installation mit einer Prothese auf geschreddertem Papier verweist auf Vernichtung und Entsorgung. Und wer glaubt, der geschmückte Vogel, der zwischen Luftballonen ausgestopft seine Schönheit präsentiert, sei nichts weiter als schöne, freie Welt, irrt.  Geschichte und Tradition, Legenden und alte Bräuche arbeiten die beiden in besonderer Weise auf. Der Kreuzschnabel, auch Chrsitvogel genannt, spielt in den Christuslegenden eine besondere Rolle.  Er wurde im Haus gehalten, weil man ihm die Heilung von Krankheiten zuschrieb. Aberglaube, Glaube, Mythos und Fakes: „Ja, so groß ist das Vertrauen zu diesem heiligen Vogel, daß es bei einem Verunglückten, welcher der geistlichen Hilfe entbehren muß, genügend ist, wenn er seine Sünden dem Krummschnabel beichtet“ (L.v.Hörmann) . Bei den Tiefengrabers steht der Vogel in der Mitte und rund um ihn hängen Fliegenfänger. Der „Würdenträger, Seelentröster, Heilender“, er soll sogar die Beichte abgenommen haben, bindet vieles an sich.  Wie Fenster öffnen sich in dieser Ausstellung viele unterschiedliche Facetten und Aspekte: Missbrauch, Entwurzelung, Krieg, Ausbeutung und Ausgrenzung. Sich darauf einzulassen, beklemmt und macht nachdenklich.

Eva Gratl – Dolomitenzeitung

Kunstperformance – FEST DER EUROPAREGION TIROL, NEUMARKT 21.09.2019

WANZEX – Ein Tiroler Unternehmen mit Weitblick. Wir garantieren 100% Abhörsicherheit weltweit. Vom Schäferstündchen mit der bzw. dem Geliebten bis hin zu politischen Absprachen der widerlichsten Art. Wir halten unmoralische Gepflogenheiten aller Art von der Öffentlichkeit fern. Nehmen Sie an unserer Verlosung teil.

Die Anzahl der Lose ist auf 100 Stück beschränkt.

TRANSFORMATIONEN 2015

Die beiden Wildermieminger Künstler Ursula und Dietmar Tiefengraber sind Sinnsuchende. Ihr künstlerisches Schaffen gleicht visuellen Selbstgesprächen. Das führt sie seit Jahren zu immer neuen überraschenden Formen künstlerischer Umsetzung. Malerei, Skulpturen, Konzeptkunst, jede ihrer Ausstellungen konfrontiert mit unterschiedlichsten Materialien. Für Sie ist Kunst die optische Entsprechung von Philosophie. „Eines Künstlers Herz ist sein Kopf“. Diesen Satz des berühmten englischen Schriftstellers Oscar Wilde haben sie verinnerlicht.
So bringt die Kunst von Ursula und Dietmar Tiefengraber immer wieder Dinge zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Ihre Auseinandersetzung mit Formen, Farben, Gestalt ist permanenter Ausgangspunkt für neue Strukturen und Varianten ästhetischer Erfahrungen.
In ihren Arbeiten geht es Ursula und Dietmar Tiefengraber auch um die Vergänglichkeit des Lebens um Erfahrungen mit der Natur des Menschen. Erinnerungen werden geweckt, Erinnerungen an Höhepunkte des eigenen Lebens, aber auch Erinnerungen an Verletzungen, Schmerzen und Angst.

Eberhard Hauff

Buchpräsentation von Ursula und Dietmar Tiefengraber im Ballhaus Imst im Zuge der Veranstaltungsreihe 90 Jahre DADA in Tirol

HASENKLEIN KOCHBUCH 1 – Wer glaubt das es ausgewogene nährstoffreiche Ernährung Jahrtausende v. Chr. nicht gegeben hat liegt falsch.

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Dangerous Facts – ungeschminkte Version. 2013

Keine Wunder mehr?
Das Wundern hat sich aufgehört, zumindest in jener Welt, die wir als „real“ betrachten. Niemand wundert sich, wenn Videokameras ihn aufs Klo begleiten, Menschen freundlich in Handys lächeln und Eltern ihren Kindern Chips implantieren lassen wollen.
Niemand fragt sich, woher die Metalle kommen, die wir für Plasma-TV-Schirme benötigen oder für unsere wunderbaren Smartphones.
Niemand hat die Zeit, über die Arbeitsbedingungen jener Menschen nachzudenken, die uns all das ermöglichen: Ständig informiert zu sein über die Welt, den Standort unserer Facebook-Freunde, das nächste Event.
Vielleicht wollen Ursula und Dietmar Tiefengraber uns an das Wundern erinnern? Gar über das Nachdenken darüber, worauf unsere Gesellschaft aufbaut?
Auf jene Menschen, die wir zertreten, ohne es zu wollen? Jene Menschen in den Fabriken des fernen Ostens, die unsere Handys produzieren. Und die sich bisweilen umbringen aus Verzweiflung, weil sie ausgequetscht werden wie die berühmten „Zitronen“.
Jene Menschen, die gerade noch so viel Wasser bekommen, dass sie überleben können. Wie die Fische, die in Gläser getaucht sind, bis zu den Kiemen. Nicht weiter. Gerade so weit, dass sie überleben können. Nicht mehr.
Jene Menschen, die in unserem Müll wühlen, den wir ihnen geschickt haben. Giftig, aber immerhin mit Teilen versehen, die wieder verwertbar sind und für die jene Müllsammler ein bisschen Geld bekommen. Gerade so viel, dass sie gerade nicht verhungern müssen. Ursula und Dietmar Tiefengraber möchten uns daran erinnern, dass wir uns wieder wundern sollen. Über unseren Reichtum und darüber, dass er hart erarbeitet ist. Auch von vielen anderen Menschen, die nichts von diesem Reichtum haben.

Erich Ledersberger